Sei (k)ein Esel!

Konflikte sind menschlich, wichtig und richtig. Entscheidend über eine erfolgreiche Lösung des Konflikts ist allerdings die Bereitschaft zur Kommunikation und dazu, einen Konflikt auch wirklich lösen zu wollen. Manchmal gewinnt man mit einem bitteren Beigeschmack, ein anderes Mal verliert man und es fühlt sich trotzdem in Ordnung an. Warum Gewinnen unnötig viel Kraft kostet und auch Verlieren als positiv empfunden werden kann, ist eigentlich ganz einfach. Schauen wir uns ein Beispiel an:

Das vermeintlich leichte Ziel

Kommunikation zwischen Eseln - Schritt 1

Zwei Esel, die mit einer Leine aneinander gebunden sind, sehen vor sich jeder einen Haufen Heu, den sie gerne fressen möchten. In diesem Stadium gibt es noch keinen Konflikt, aussenstehende Beobachter könnten jedoch hier schon ein Konflikt-Potential erahnen. Die Kontrahenten sehen sich nicht an, können nicht direkt miteinander kommunizieren und dennoch miteinander verbunden. Eine klassische Ausgangssituation in einer Mediation.

Der erste Widerstand

Kommunikation zwischen Eseln - Schritt 2

Beide laufen nun, ohne miteinander zu kommunizieren, in Richtung des jeweils vor ihnen liegenden Heuhaufens um von dort zu fressen. Kurz vor dem Erreichen des Ziels merken sie jedoch einen Widerstand: die Leine, die beide miteinander verbindet, ist gespannt und verhindert das Vorankommen. Man kann – metaphorisch – sagen: die Lage ist (an)gespannt. Das Ziel wird so nicht erreicht, der Konflikt entsteht.

Die Lage ist angespannt

Kommunikation zwischen Eseln - Schritt 3

Beide Esel sind fokussiert auf das jeweils eigene Ziel und möchten es erreichen, dies wird nun mit Krafteinsatz probiert. Die Leine spannt sich noch mehr. Vielleicht kann jeder hier und da mal einen Bissen Heu ergattern (das sind unsere kleinen „Zwischensiege“, die sich nicht so wirklich gut anfühlen), aber es gibt keinen Gewinner – dafür aber zwei Verlierer. Die eigenen Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt und mit dem festgefahrenen Ziel, diese erreichen zu wollen, findet keinerlei Kommunikation statt. Der Blick ist nach vorne gerichtet, mögliche Lösungen, Alternativen oder Hilfen werden in diesem Tunnel nicht wahrgenommen. Dieser Prozess ist sehr kräftezehrend und führt trotzdem nicht zu einem befriedigendem Ergebnis, der Konflikt steigert sich.

Lage entspannen und miteinander reden

Kommunikation zwischen Eseln - Schritt 4

Irgendwann – vielleicht in einer Verschnaufpause oder auch, wenn die Kraft ausgegangen ist – hört das ziehen und zerren auf. Der Widerstand wird aufgegeben. Einmal aus dem anstrengenden Tunnel raus sehen die Esel plötzlich noch andere Dinge, in erster Linie vor allem den „Gegner“, der mit einem verbunden ist und augenscheinlich das gleiche Problem hat. Hier beginnt die neue, lösungsorientierte Kommunikation und Interaktion. Beide Kontrahenten erkennen, das ihr Ziel ein Haufen Heu ist, den sie gerne fressen würden. Auch wenn das Ziel gleich ist, ist es trotzdem nicht der gleiche Haufen Heu. Das kräftezehrende, gespannte Band wird entspannt (man kann auch sagen „die Lage entspannt sich“). Der Austausch über das Problem ist der erste Schritt zur Lösung, auch dies ist eine Parallele zur Mediation.

In Lösungen statt Problemen denken

Kommunikation zwischen Eseln - Schritt 5

Gleiche Ziele bedeutet nicht, das man sich gegenseitig etwas wegnimmt, im Gegenteil: gemeinsame Ideale, Werte und Ziele können ein gemeinsames Interesse sein, das verbindet. Individuelle Wünsche und Ziele haben auch in einer Paarbeziehung, Familie oder Gruppe eine Berechtigung. Werden diese gemeinsam angegangen und umgesetzt geht dies leichter, als gegen kontinuierlichen Widerstand anzukämpfen. Unsere beiden Esel haben für sich erkannt, das sie durch ein festes Band (nennen wir es „Beziehungsband“) miteinander verbunden sind. Sie entschließen sich, die jeweils individuellen Ziele zu einem gemeinsamen, großen Ziel zu machen und dieses gemeinsam zu erreichen. Seite an Seite geht es zum ersten Heuhaufen.

Gemeinsam Ziele erreichen

Kommunikation zwischen Eseln - Schritt 6

Nachdem dieses Ziel gemeinsam erreicht wurde, stellt sich ein Gefühl von Zufriedenheit ein. Obwohl das eigene Ziel nicht erreicht wurde, hat jeder etwas erreicht und ist (zumindest vorübergehend) gesättigt. Dies ist das „Verlieren und sich trotzdem gut“ fühlen. Der gemeinsame Weg, die Sicherheit, die vorangegangene Kommunikation und das Wissen, nun im letzten Schritt das individuelle Einzelziel zu erreichen, waren Motivation und Befriedigung. Am Ende des gemeinsamen Weges haben beide Esel ihr individuelles Ziel erreicht, zusätzlich Kraft gespart und die Möglichkeit gehabt, das Erlebte zu teilen. In Kommunikationstrainings werden genau solche Prozesse erklärt und praktisch geübt.

Bild „Kommunikationsesel“ zum ausdrucken

Wer das Bild der lösungsorientierten Esel für sich ausdrucken oder auf seiner Homepage nutzen möchte, kann sich die Datei hier herunterladen. Ich bitte darum, mein Logo und den Hinweis zu meiner Homepage zu belassen. Bei digitaler Nutzung im Web freue ich mich über eine Verlinkung zu meiner Homepage www.marco-breitenstein.de oder mittels Hashtag #marcobreitenstein.

PDF: Kommunikationsesel

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