Zur Häufigkeit von sexuellem Kindesmissbrauch

5. April 2020

von Marco Breitenstein

Lesezeit: 2,2 Minuten

Fallzahlen sexueller Kindesmissbrauch

Diese Zahlen werden als das sogenannte Hellfeld bezeichnet. Um auch das Dunkelfeld beurteilen zu können, werden wissenschaftliche Untersuchungen, unter anderem in Form von Studien, durchgeführt.

Die Ergebnisse zweier solcher (neuerer) Studien sind leider nicht wirklich repräsentativ da ausschließlich Erwachsene nach ihren Erfahrungen in ihrer Kindheit und Jugend befragt wurden, eine Orientierung geben sie trotzdem. Das Ergebnis zeigt auf, dass jeder siebte bis achte Erwachsene in Deutschland bereits Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch, bzw. sexueller Gewalt machen musste. Ebenfalls wurde deutlich, dass beeinträchtigte und behinderte Frauen und Mädchen in ihrer Jugend 2 bis 3 Mal häufiger sexuellem Missbrauch ausgesetzt sind als der weibliche Durchschnitt der Bevölkerung.

Die enorme Dimension von sexuellem Missbrauch bei Kindern ist dennoch erkennbar, auch wenn es bei weiten Teilen von Politik und auch der Gesellschaft immer noch nicht angekommen ist. Es handelt sich um keine Randerscheinung und findet überall statt: In Familien, Schulen, Sportvereinen, sozialen Medien oder durch organisierte Kriminalität. Da die Täter oft aus dem sozialen Umfeld der Kinder stammen, ist die Bereitschaft zur Anzeige häufig geringer.

Pro Schulklasse 1-2 von sexueller Gewalt betroffene Kinder

Schätzungen der WHO zufolge ist in Deutschland von einer Million betroffenen Mädchen und Jungen auszugehen, die sexuelle Gewalt erlebt haben oder erleben. Das würde bedeuten, dass sich in jeder Schulklasse rund 1 bis 2 Betroffene wiederfinden. Die Häufigkeit entspricht in etwa der Verbreitung des Typ 2-Diabetes.

Von schwerem Missbrauch wie etwa Vergewaltigung geht die WHO in rund 200.000 Fällen aus. Oft tritt sexuelle Gewalt auch in Kombination mit anderen Formen von Gewalteinwirkung auf. Mädchen sind von sexuellem Missbrauch häufiger betroffen als Jungen.

Um an aussagekräftiges Zahlenmaterial zu gelangen, ist es wichtig, Kinder und Jugendliche direkt zu befragen. Außerdem sind international abgestimmte Definitionen der Übergriffe wichtig, ebenso wie die Berücksichtigung neuer Formen der Gewalt (Internet, soziale Medien).

(Quelle: Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs)

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Marco Breitenstein

Marco Breitenstein ist Mediator, Dozent, Verfahrensbeistand und insoweit erfahrene Fachkraft (iseF). Die Beratung und Betreuung von Familien – und insbesondere Kindern – macht einen Großteil seiner Arbeit aus. Sein Vorgehen ist systemisch-lösungsorientiert, ein Schwerpunkt ist die Arbeit mit Familien, in denen psychische Störungsbilder vermutet oder vorhanden sind. Er ist Vater von 3 Kindern und spielt in seiner Freizeit Klavier.

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